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Allein mit einer kurzen Mundspülung Karies und Parodontitis zu verhindern, ist nicht möglich. Aber es wurden eine ganze Reihe unterschiedlicher Mundwässer entwickelt, mit denen Sie Ihre Zahnhygiene unterstützen, mögliche Krankheitskeime unterdrücken oder einfach nur den Atem verbessern können. Weil in der Werbung nicht immer ganz deutlich wird, welches Mundwasser für welche Aufgabe sinnvoll ist und welches nicht, bieten wir Ihnen hier einen kleinen Überblick.
Wasser oder Lösung
Was landläufig Mundwasser heißt, ist zahnmedizinisch gesehen etwas Unterschiedliches. Mundwässer gibt es in rund 20 verschiedenen Mixturen. Es gibt sowohl kosmetische Mundwässer in konzentrierter Form (sie werden verdünnt angewandt), sogenannte "Mundspüllösungen" und medizinische Mundwässer, die einen vorbeugenden oder heilenden Wirkstoff enthalten.
Vielfältig sind die Anwendungsempfehlungen. Das eine verspricht Hilfe bei Zahnfleischerkrankungen, das andere will bei der Kariesverhütung unterstützen, das dritte schlicht frischen Atem verschaffen. Ein Mundwasser muss nicht unbedingt halten, was es verspricht, denn da es unter die "Verordnung für kosmetische Mittel" fällt, können Zutaten und Farbstoffe beliebig zusammengemischt werden, solange das Produkt dem Menschen nicht schadet. Einen Positivnachweis der Wirkung müssen die Hersteller nicht erbringen. "Klinisch getestet" heißt nicht, dass es eine nachweisliche Wirkung gibt, sondern nur, dass das Produkt an einer Klinik getestet wurde. Allerdings gibt es Ausnahmen: Was sich "medizinisches Mundwasser" nennt, muss auch einen nachweislichen Effekt haben.
Viele kosmetische Mundwässer enthalten Alkohol. Der Alkoholgehalt kann bis zu 30 Prozent betragen. Alkohol dient zur Desinfektion und Konservierung des Mundwassers. Für Kinder gibt es alkoholfreie Mundwässer.
Atemerfrischende Mundwässer
In der Regel enthalten sie Essenzen von Pfefferminz und/oder Menthol. Kurzfristig können sie Mundgeruch überdecken, aber die Aromen verflüchtigen sich nach einiger Zeit, während im Hintergrund die Ursache des Mundgeruchs, meist bakterielle Nahrungszersetzung, weiterläuft. Ist die Wirkung des Mundwassers verflogen, ist der Mundgeruch wieder oder sogar noch schlimmer zurück. Der frische Duft im Mund kann so über den wirklichen Zustand rund um Zahn und Zahnfleisch täuschen und Sauberkeit suggerieren, die nicht vorhanden ist. Wenn Sie dies allerdings beachten und Ihre Zähne und Zunge pflegen, können Sie mit einem atemerfrischenden Mundwasser zwischendurch nichts falsch machen.
Kariesverhütende Mundwässer
Alles, was kariesfördernde Bakterien aus dem Mund entfernt, kann sich "kariesreduzierende Maßnahme" nennen. So gesehen ist auch das Ausspülen des Mundes nach dem Essen mit Leitungswasser eine kariesreduzierende Mundspülung. Wissenschaftler – nicht zuletzt in der Industrie – haben daher nach Wegen gesucht, wie man den Effekt des Leitungswassers noch verstärken oder ihm eine zusätzliche Wirkung geben kann. Entstanden sind vor allem zwei Arten Mundspülungen, manchmal in einem Produkt: Mundwässer, die den Zahnbelag auflockern sollen, damit er leichter entfernt werden kann und Mundwässer mit kariesreduzierenden Zusatzstoffen, allen voran die Fluoride. In diesen Produkten sind spezielle Fluoride enthalten, z. B. eine Kombination von Zinnfluorid und Aminfluorid. Diese Wirkstoffe lockern nachweislich die Zahnbeläge und hemmen die Neubildung. Mundwässer, die unter Hinweis auf den Inhaltsstoff Fluorid (in welcher Fluorid-Wirkstoffkombination auch immer) kariesvorbeugend sein sollen, müssen mindestens 0,025 Prozent Fluorid enthalten, um eine Wirkung erreichen zu können.
Sie sind sinnvoll
- bei freiliegenden Zahnhälsen,
- bei älteren und behinderten Patienten, die nicht regelmäßig sorgfältige Mundhygiene durchführen können oder durch Pfleger erhalten,
- für Patienten nach einer Parodontitis-Behandlung,
- für Träger von Brackets (festsitzende kieferorthopädische Geräte).
Tipp für Sauer-Fans
Wer Äpfel, saure Drops, Früchte und Säfte liebt, sollte sich nach dem Genuss nicht sofort die Zähne putzen: Die Säure hat den Schmelz vorübergehend angeätzt. Mit der Zahnbürste können kleinste Partikel herausgebürstet werden. Besser ist es, Mundspülung mit fluoridhaltigem Mundwasser zu benutzen.
Zahnfleischpflegende Mundwasser
Die Inhaltsstoffe der Mundwässer zur Zahnfleischpflege können Entzündungssymptome lindern, aber die Entzündung selbst nicht zum Abheilen bringen. Also Vorsicht: Solche Mundspülungen können in falscher Sicherheit wiegen, weil sie die tatsächlichen Mundgesundheitsprobleme übertünchen. Auch wenn das Zahnfleisch "nur manchmal ein bisschen blutet", sind Mundwässer keine Lösung, denn die Tatsache, dass es manchmal blutet, ist ein Warnhinweis. Gereiztes Zahnfleisch muss ganz besonders sorgfältig und öfter als Zähne und Zahnfleischränder gereinigt werden. Auf keinen Fall bei anhaltenden Zahnfleischproblemen den Gang zur Zahnärztin oder zum Zahnarzt unterlassen, Parodontitis muss behandelt werden.
Ganz ohne jeglichen Effekt sind die Inhaltsstoffe in den zahnfleischpflegenden Mundwässern allerdings nicht:
- Kräuter können die Durchblutung fördern und damit für verbesserte Zufuhr von sauerstoffreichem Blut führen, was die Zellen kräftigt. Das macht das Zahnfleisch etwas widerstandsfähiger gegen bakterielle Schadstoffe.
- Kräuter und weitere Inhaltsstoffe wie Allantoin oder Vitamin A können beruhigend auf Reizungen wirken.
- Deutlich antimikrobiell (keimtötend) wirkt allein die Kombination mit Zinnfluorid und Aminfluorid.
Wenn nach dem Zähneputzen der Mund mit einem solchen Mundwasser zusätzlich ausgespült wird, ist das sicher kein Nachteil. Zumal, wenn Sie das Aroma mögen und sich daher schon aus diesem Grund der Mundhygiene widmen.
Medizinische Mundwasser
Diese Mundwässer sind Arzneimittel und apothekenpflichtig. Sie enthalten meist Chlorhexidin, ein Wirkstoff, der Bakterien abtötet. Solche medizinischen Mundwässer sind gedacht für kurzzeitigen Einsatz, z. B.
- bei einer Parodontitis-Behandlung,
- nach einer Operation zur Unterstützung des Heilungsprozesses,
- bei einem Krankenhausaufenthalt, wenn eine sorgfältige Mundhygiene nicht möglich ist,
- bei Patienten mit körperlichen oder geistigen Handicaps.
Kariesvorbeugende Wässer
Es ist nicht so, dass mehr Fluorid auch um so besser Karies verhütet. Deshalb sind kariesvorbeugende Mundwässer bei ausreichendem anderweitigem Kontakt mit Fluoriden (z. B. durch eingebürstetes Fluorid-Gel oder regelmäßige Nutzung von fluoridiertem Salz) nicht notwendig. Ein Zuviel an Fluoriden, das als gesundheitsschädigend einzustufen wäre, ist allerdings kaum zu erreichen; dennoch sollte man sich an die empfohlene Tagesmenge pro Alter und Mundgesundheitszustand halten. Entsprechende Empfehlungen gibt Ihr Zahnarzt.
Zahnfleischpflegende Wässer
Bei Neigung zu Allergien sollten Allergiker vorsichtig sein und testen, ob sie auf einen der Inhaltsstoffe, z. B. die Kräuter-Essenzen, allergisch reagieren.
Medizinische Mundwässer
Der Inhaltsstoff Chlorhexidin verfärbt die Zähne (und auch die Zunge) in der Zeit der Anwendung bräunlich. Dieser oberflächliche Pigmentbelag kann nach Absetzen des Produktes von einem Prophylaxeassistent bzw. einer Prophylaxeassistentin zahnschonend entfernt werden. Erste optische Hilfen zwischendurch sind auch Zahnpasten mit einer sogenannten "abrasiven" Wirkung, d. h. spezielle Inhaltsstoffe "radieren" die festen Beläge vom Zahnschmelz. Während man früher vor häufigem Gebrauch solcher Zahnpasten warnte, da sie bei allzu intensivem Gebrauch den Schmelz schädigten, gelten die Produkte heute als gelegentliche Zusatzmaßnahme (einmal wöchentlich) als sinnvoll.
Ein weiterer Nachteil von Chlorhexidin ist, dass insbesondere nach längerer Anwendung das Geschmacksempfinden beeinträchtigt werden kann. Diese Missempfindung legt sich wieder bald nach Beenden der Therapie und Absetzen des Produkts. Bitte besprechen Sie mit ihrem Zahnarzt, wie lange Sie das Präparat anwenden sollen.
Gesundheitsgefahren?
Bisher sind, bei bestimmungsgemäßem Gebrauch, keine nennenswerten Schäden an Zähnen oder an der Gesundheit bekannt geworden. Die Stiftung Warentest sieht Mundwässer als eine gute Ergänzung zu einer sorgfältigen Mundhygiene an, betont aber: "Eine professionelle Mundhygiene (in der Zahnarztpraxis) ist absolut zu empfehlen. Das Geld ist sehr gut angelegt."
Es muss gar kein "richtiges Mundwasser" sein, wenn es nur um Mundspülung geht: Wenn Sie nach dem Zähneputzen die aufgeschäumte Zahnpasta noch ein bis zwei Minuten durch die Zähne ziehen und dann nur ausspucken, aber nicht nachspülen, erreichen Sie einen vergleichbaren Effekt ohne zusätzliche Geldausgaben.
Bild: © istockphoto.com/AndreyPopov