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Zähneputzen – eigentlich ist das etwas ganz Alltägliches. Ab dem ersten Milchzahn sollten Zähne zweimal täglich für mindestens zwei Minuten mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta gründlich geputzt werden - wenn möglich nach dem Essen. Beim Zähneputzen kommt es jedoch nicht auf das Putzen selbst an, sondern es ist sehr wichtig, sorgfältig und systematisch die Zähne zu reinigen. Deshalb hier noch einige Tipps.
Kontrolltest: Sauber geputzt – oder doch nicht?
Was Kindern Spaß macht, sollten auch Erwachsene hin und wieder nutzen: Färbetabletten. Zuerst putzen Sie Ihre Zähne wie immer, dann kauen Sie eine spezielle Färbetablette (in Apotheken erhältlich). Überall dort, wo noch Zahnbeläge haften, werden diese angefärbt (z. B. blau). Was Sie nun mit der Zunge an Farbe wegwischen können, ist gefärbter Speichel. Was aber kleben bleibt, ist Zahnbelag, den Sie beim Putzen nicht erwischt haben. Hier müssen Sie also nacharbeiten. Dafür müssen Sie vielleicht etwas die Haltung der Zahnbürste korrigieren – oder vielleicht aber in Zukunft nur daran denken, dass hier eine Schwachstelle für die Mundgesundheit ist, die Ihrer besonderen Aufmerksamkeit bedarf.
Zähne haben vier Seiten – oder nicht?
Wenn die Zähne alle vollzählig in Reih und Glied stehen, könnte man meinen, sie hätten lediglich eine Vorder- und eine Rückseite. Bei den Backenzähnen kommt noch die Kaufläche als dritte optisch wahrgenommene Seite dazu. Dieser Eindruck täuscht allerdings, denn alle Zähne haben mindestens vier Seiten und die Backenzähne fünf, denn auch dort, wo sie dicht beieinander stehen und sich gegenseitig anzulehnen scheinen, ist eine Zahnseite. Jeder Zahn hat also eine Vorderseite (wangen- oder lippenwärts), eine Rückseite (zungenwärts) und je eine Seite rechts und links (Kontaktflächen zu den Nachbarzähnen) und ein Backenzahn noch zusätzlich die Kaufläche: eine kleine Landschaft aus Hügelchen (Höcker) und mehr oder weniger engen Tälern und Schluchten (Fissuren).
Es ist wichtig, dass Sie Ihre Zähne rundum säubern. Dafür gibt es eine große Auswahl an unterschiedlichen Hilfsmitteln: Zahnbürste und Zahnpasta für die Reinigung der Zahnflächen auf Vorder- und Rückseite (sowie Kaufläche) und Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürstchen für die Reinigung der rechten und linken Seite des Zahnes, also der Zahnzwischenräume.
Putzprobleme – und wie man sie löst
enge Zahnzwischenräume
Wenn die Zähne zu dicht stehen, ist das Hindurchführen eines Zahnseidefadens fast nicht möglich. Da sich aber trotz der Enge Beläge absetzen, muss ein Ausweg für das Putzen gefunden werden. Das kann eine leichte Verbreiterung des Zahnzwischenraumes sein. Dafür feilt die Zahnärztin oder der Zahnarzt mit einem kleinen rauen Band etwas seitlichen Zahnschmelz ab, so dass der Bereich für die Zahnseide zugänglich wird. Oder Sie üben zusammen mit Ihrer Zahnärztin oder ihrer Prophylaxehilfe, wie Sie einen Faden in das kleine Dreieck zwischen den beiden Zähnen und dem Zahnfleisch einfädeln und sich dann soweit wie möglich Richtung Zahnspitzen vorarbeiten.
Unterschiedlich breite Zahnzwischenräume
In manche Lücken kommen Sie problemlos mit den Borsten der Zahnbürste hinein, aber in andere Zwischenräume kommen Sie nur mühsam mit der Zahnseide. Hilfreich ist hier eine kleine Zahnseidenauswahl. Für die engen Bereiche eignet sich ein Zahnreinigungsband oder Zahnseidefaden, für die breiteren vielleicht ein "Superfloss"-Reinigungsband. Oder Sie versuchen es mit einem speziellen Reinigungsband für Parodontitis-Patienten: Auf fadendünne Strecken kommt immer ein dickerer Bereich, der fest ist wie ein kurzgeschorenes und dicht gewirktes Chenilleband. So kann man die breiteren Zahnzwischenräume sehr sorgfältig und problemlos sauberwischen.
Enge Zahnzwischenräume im Zahnspitzenbereich, aber unten breite Dreiecke
Das ist gar nicht so selten: Oben an den Zahnspitzen kommen Sie zwar mit einem dünnen Faden durch, aber dieser reinigt die breiten Dreiecke über dem Zahnfleisch nicht gut genug. Dort ist der Faden zu dünn. Und mit einem dicken Band, das unten für Sauberkeit sorgen würde, kommen Sie oben nicht hinein.
Auch in diesen Fällen ist das spezielle Parodontitis-Band eine gute Lösung. Mit dem dünnen Faden gehen Sie die Zahnseitenwände reinigend herunter, im Dreieck ziehen Sie den Faden dann so weit durch, bis die dicken, raueren Bereiche erreicht sind. Damit kann der Bereich gut gereinigt werden. Schließlich gehen Sie wieder über den dünnen Faden nach oben zurück oder ziehen ihn durch das Dreieck einfach hinaus.
Auch einen Versuch wert: Ein Interdentalraumbürstchen in passender Größe (welches richtig ist, zeigt Ihnen der Zahnarzt bzw. die Prophylaxehilfe). Dieses führen Sie in die Dreiecke ein und putzen wie mit einer kleinen Flaschenbürste hin und her. Wenn Sie mögen, spülen Sie es zwischendurch unter dem Wasserhahn kurz ab, denn alte Zahnbeläge können manchmal unangenehm riechen.
Würgegefühle beim Putzen der hintersten Zähne
Manche Menschen neigen rasch zu Würgegefühlen, wenn bei ihnen im hinteren Mundbereich gearbeitet wird. Wem leicht übel wird, wenn die letzten hinteren Zähne geputzt werden sollen, der "vergisst" sie auch schon mal. Deshalb sind es bei würgereizempfindlichen Menschen bei ansonsten guter Mundhygiene genau diese "letzten" Zähne, die irgendwann wegen Karies behandelt oder gar gezogen werden müssen. Dies kann jedoch später Probleme machen, wenn nämlich Zahnersatz benötigt wird, der an einem Zahn festgemacht werden muss. Es lohnt sich also, gerade die "letzten" Zähne in der Zahnreihe gut zu schützen.
Um diese Zähne doch noch sauber zu bekommen, wenn die Zahnbürste zu groß erscheint, versuchen Sie doch einmal diese drei Möglichkeiten:
- Ziehen Sie einen Zahnseidenfaden oder ein dichteres Parodontitis-Band langsam um die letzten Zähne herum, mit Hin- und Herbewegungen, bis die ganze Außenfläche geputzt ist.
- Denken Sie an etwas ganz anderes, summen Sie innerlich ein Lied aus dem Radio mit oder lenken Sie sich, wie auch immer, ab – was Zahnärzte mit Hypnose erreichen, nämlich die Unterdrückung des Würgereizes, kann man auch selbst zu Hause ausprobieren.
- Wenn die normale Zahnbürste zu groß erscheint, können Sie es auch mit einer sehr kleinen versuchen: Manchmal lässt sich in diesen hinteren Bereichen im Mund eine kleine Kinderzahnbürste besser halten und unproblematischer führen als eine normal große.
Kauflächen sind schwerer zu reinigen, als man denkt
Während sich die glatten Zahnflächen in der Regel recht leicht putzen lassen, sorgt die unregelmäßige Struktur der Kauflächen öfter für Probleme. Die Zahnbürste kommt zwar gut über die Höcker und in die breiten Täler, manchmal aber sind die Täler eng wie Schluchten. Dort kommt keine Borste und kein Zahnseidefaden hinein, dafür Essensreste und kariesfördernde Bakterien. Sie halten sich bevorzugt dort auf, wo sie nicht weggeputzt werden können, also auch in den Fissuren.
Die Bakterien ernähren sich von Essensresten und scheiden bei ihrem Stoffwechsel eine Säure aus, die den Zahnschmelz zerstört. Oft dauert es lange, bis solche versteckten Kariesschäden gespürt und schließlich von der Zahnärztin oder vom Zahnarzt entfernt werden. Dies ist ein Grund, öfter zur Kontrolle zu gehen, um solche ersten Kariesanzeichen frühzeitig zu entdecken und mit geringem Aufwand zu beheben.
Wer tiefe Fissuren hat, dem hilft nur Vorbeugung: Wo man mit keiner Technik putzen kann, muss man die Schwachstelle an sich beheben. Dafür bietet sich eine Versiegelung an. Das geht nur, wenn darunter nicht beginnende Karies versteckt ist. Ansonsten schützt Sie Ihre Kauflächen am besten durch bewusste sorgfältige Reinigung, indem Sie mit der Bürste nicht nur hin- und herfahren, sondern auch Kreise ziehen lassen. So erwischen Sie alle Hügelchen und Täler am besten.
Heikler Bereich: Der Zahnfleischrand
Manche haben schön sauber geputzte Zähne und keine Karies, aber immer wieder Zahnfleischbluten. Ein erstes Warnsignal, dass etwas nicht in Ordnung ist! Der Grund für Zahnfleischbluten ist, dass am Zahnfleischrand Zahnbeläge nicht sorgfältig genug entfernt worden sind und sich Bakterien angesiedelt haben. Ihre Abbauprodukte wirken wie Gift auf das Zahnfleischgewebe, es entzündet sich, schwillt an und blutet schon bei leichterer Berührung.
Zahnfleischbluten sollte man ernst nehmen. Kümmern Sie sich nicht um die Ursachen, entwickelt sich im Stillen, ohne dass Sie etwas davon merken, eine Parodontitis, die später nur mit großem Behandlungsaufwand gestoppt werden kann. Man erkennt diese fortgeschrittene Zahnfleischentzündung an ihren Folgen: Lange Zahnhälse, wacklige Zähne, die in ihrem Bett nur noch schwer Halt finden und letztlich gar ganz ausfallen können.
Grund genug also, beim Zähneputzen nicht nur auf alle vier beziehungsweise fünf Seiten des Zahnes zu achten, sondern auch auf den Übergang zwischen Zahn und Zahnfleisch. Das Zahnfleisch liegt mit einem winzigen Wulst auf, in dessen Nische sich bakterielle Beläge verstecken können. Beim Zähneputzen sollte man deshalb die Bürste so über diesen Bereich führen, dass die Nische gesäubert, der Zahnfleischsaum aber nicht grob gereizt wird.
Alles erst mal von Profis zeigen lassen
So leicht ist sorgfältiges Zähneputzen also gar nicht, mögen Sie nun denken. Wenn Sie Ihre Zähne zu Hause gut pflegen wollen, sollten Sie sich einmal etwas Zeit nehmen und sich von Ihrer Zahnärztin bzw. Ihrem Zahnarzt oder der Prophylaxehilfe alle Tricks und Kniffe zeigen lassen. Und unter Anleitung und Aufsicht auch einmal selbst ausprobieren, wie sich ein dickerer Zahnseidefaden um die hinteren Zähne führen lässt. Oder wie man ein Bürstchen am sichersten in das Dreieck bringt.
Viele Menschen sind zudem überrascht, mit wie wenig Druck man seine Zahnbürste führen sollte: Schrubbt man zu stark, kann das zu Verletzungen von Zähnen und Zahnfleisch führen. Probieren Sie die verschiedenen Putztechniken einmal selbst aus: Keine theoretische Anleitung ist so gut wie ein praktischer Versuch.
Solche praktischen Putzanleitungen sind auch Bestandteil der professionellen Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis, die Sie sich regelmäßig gönnen sollten. In welchen Abständen, ob einmal oder sechsmal pro Jahr, hängt von der jeweiligen Mundhygiene-Situation ab. Ein Patient mit Zahnfleischproblemen oder ungünstiger Zahnstellung muss möglicherweise öfter kommen als jemand, dessen Zähne in der Regel sauber und in Ordnung sind. Bei einer solchen professionellen Zahnreinigung erkennen die geschulten Augen der Praxismitarbeiterinnen und Praxismitarbeiter auch, ob alte Putzschwachstellen wieder aufgetreten sind oder sich neue gebildet haben. Ergebnis der (schmerzlosen) Behandlung: rundum saubere, perlglänzende Zähne und ein tiefes befriedigendes Frischegefühl. Und das gute Gewissen, etwas zur Verhütung von Zahnerkrankungen getan zu haben und ein Motivationsschub, nun auch zu Hause wieder alle Zähne sorgfältig zu putzen und rundum sauber zu halten.
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