Vorwort
Unsere Aufgabe ist es, die vertragszahnärztliche Versorgung bedarfsgerecht, patientenorientiert und vor allem zukunftsfähig zu gestalten. Dass Deutschland bei der Mundgesundheit im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz belegt, ist das Ergebnis einer seit Jahrzehnten präventionsorientierten Ausrichtung der Zahnheilkunde und einer qualitativ hochwertigen zahnärztlichen Versorgung in der Fläche durch die inhabergeführten Praxen. Mehr denn je wird aber erkennbar, dass Bundesgesundheitsminister Lauterbach offensichtlich einen Systemwechsel anstrebt: Unsere bewährten Strukturen der Selbstverwaltung sollen dabei grundlegend reformiert werden – und zwar in Richtung einer am Reißbrett geplanten zentralistisch diktierten Staatsmedizin, die auch die wohnortnahe Versorgung in den inhabergeführten Praxen infrage stellt. Mit einer durch staatszentrierte (Groß-)Strukturen organisierten Versorgung wird es jedoch nicht gelingen, das bewährte Versorgungsniveau aufrechtzuerhalten.
Vor diesem Hintergrund war auch das vergangene Geschäftsjahr erneut geprägt von zahlreichen Herausforderungen und zunehmend verschlechterten Rahmenbedingungen infolge tiefgreifender gesundheitspolitischer Gesetze, in deren politische Debatte wir intensiv eingegriffen haben und – die laufenden Vorhaben betreffend – weiterhin eingreifen werden.
Obwohl uns unter der Ampelkoalition der gesundheitspolitische Rückenwind fehlte, haben wir dennoch weitere Fortschritte im Hinblick auf Schlagkraft und Bedeutung von Selbstverwaltung und Standesvertretung erzielt. Im engen Schulterschluss mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände stellen wir gemeinsam unsere Kritikpunkte an der Gesundheitspolitik öffentlichkeitswirksam und nachdrücklich dar. Dass sich die tragenden Säulen der Gesundheitsversorgung zu der sich sukzessive verschlechternden Lage im Gesundheitswesen austauschen und geschlossen agieren, ist nicht nur ein wichtiges Signal in Richtung Politik und Minister Lauterbach. Vielmehr haben wir nicht zuletzt die Basis für eine starke Position als Vertreter der Selbstverwaltung und Heilberufe im Kampf um unser bewährtes und hochgeschätztes Gesundheitssystem geschaffen. Unser Ziel lautet, ein insgesamt gut funktionierendes Gesundheitssystem weiterzuentwickeln, statt es kaputtzureformieren.
Daher sehen wir es als unsere Pflicht an, die Bevölkerung über die verheerenden Folgen dieser Politik für ihre zahnärztliche Versorgung aufzuklären, und führen unsere im Juni 2023 gestartete Kampagne „Zähne zeigen“ in erweiterter und modifizierter Form auch in diesem Jahr weiter, um verstärkt die breite Öffentlichkeit anzusprechen. Die besorgniserregenden Ergebnisse unserer im Frühjahr 2024 durchgeführten bundesweiten Online-Befragung bestätigen uns in unserem Vorgehen. Demnach würden sich 58 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte heute nicht mehr niederlassen und 70 Prozent denken sogar darüber nach, vorzeitig aus der Versorgung auszusteigen. Diese schlechte Stimmung im Berufsstand ist die Folge einer niederlassungsfeindlichen Gesundheitspolitik und ein deutliches Alarmsignal für die Zukunft der zahnärztlichen Patientenversorgung.
Vor uns liegt also eine weitere anspruchsvolle Wegstrecke. Hierfür müssen wir uns mit einer klaren und zugleich flexiblen Strategie aufstellen und erhebliches Durchhaltevermögen beweisen. Die anstehenden Aufgaben gehen wir mit dem notwendigen Respekt, aber dennoch mit Zuversicht an. Denn vor allem innerhalb der KZBV können wir auf ein starkes Team setzen. Ihnen gilt unser Dank ebenso wie den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen und unseren Partnern in der Selbstverwaltung und darüber hinaus. Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, danken wir für Ihr Interesse am diesjährigen Geschäftsbericht. Er ist für uns traditionell mehr als ein Rechenschaftsbericht. Wir wollen über Geschäftszahlen und Ziele hinaus einen Einblick geben, welchen Anspruch wir an uns selbst stellen – im Sinne einer hochwertigen und wohnortnahen sowie sozial gerechten zahnärztlichen Patientenversorgung.