Klarer Kurs
Vorwort
Im vergangenen Jahr hat die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert. Seit dem Jahr 1955 übernehmen wir als Körperschaft und als Institution der gemeinsamen Selbstverwaltung Verantwortung für Patienten und für die Vertragszahnärzteschaft, unter anderem bei Themen wie Mundgesundheit, zahnärztlichen Diagnose- und Behandlungsmethoden sowie Abrechnungen. In all diesen Jahren waren wir für die Akteure im Gesundheitswesen, aber auch für die Politik stets ein berechenbarer, oft aber auch unbequemer, weil konfliktfähiger Gesprächs- und Verhandlungspartner.
Für uns galt immer: Wer zukunftsfähig sein möchte, muss sich bewegen. Und wer sich bewegt, sollte einem klaren Kurs folgen. Die KZBV hat es in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder verstanden, gesundheitspolitische Veränderungen zu antizipieren, an deren sachgerechter Umsetzung mitzuwirken. Wir haben Gesundheit gestaltet. Zumal immer dann, wenn es im Sinne der Patienten, der Versicherten und der Vertragszahnärzteschaft angebracht und erforderlich war. Ein Beispiel dafür ist die Weiterentwicklung der zahnmedizinischen Versorgung vom Reparaturprinzip der 50er und 60er Jahre hin zu deutlich mehr Vorsorge und Prävention. Dabei folgt unser Handeln immer einem inneren Kompass, der für einen klaren Kurs unerlässlich ist: Wir setzen uns für das Patientenwohl und das Wohl der Vertragszahnärzte gleichermaßen ein und das in einem gut austarierten Verhältnis.
Auch das Jahr 2015 war von dieser Kursvorgabe geprägt: So hat sich die KZBV etwa – gemeinsam mit weiteren ärztlichen und zahnärztlichen Standesorganisationen – ausdrücklich dagegen ausgesprochen, dass die gesetzlich vorgesehene Patientenberatung an einen einschlägig bekannten Dienstleister vergeben wird, der auch ein Call-Center betreibt, das nachweislich schon für Krankenkassen tätig war. Eine wirklich glaubwürdige und unabhängige Patientenberatung im Sinne des Gesetzgebers ist damit nicht gegeben. Dass kurze Zeit später der GKV-Spitzenverband im Benehmen mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung dennoch so entschieden hat, kann aus unserer Sicht dem Patientenwohl mittel- und langfristig nur abträglich sein.
Ein weiteres Beispiel für unser Engagement zum Wohl von Versicherten und Patienten ist die im November 2015 freigeschaltete Website www.informationen-zum-zahnersatz.de. Diese aufwändig gestaltete Plattform liefert Patienten technisch ansprechend alle notwendigen Informationen, um bei einer Zahnersatzbehandlung mit Blick auf die Kosten und die Art der Versorgung die jeweils optimale Lösung zu finden. Zusätzlich werden Kontaktadressen genannt, falls Patienten kostenlos eine Zweitmeinung zu einer geplanten Behandlung einholen möchten.
Die berufspolitischen Interessen der Vertragszahnärztinnen und Vertragszahnärzte hat die KZBV auch im Jahr 2015 konsequent und mit Nachdruck wahrgenommen. Aktuell stehen hier für die nächste Zeit zum Beispiel die Förderung des zahnärztlichen Nachwuchses, die Herausforderungen durch die Feminisierung des Berufsstandes sowie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf unserer Agenda.
Im Hinblick auf die Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen – das Gesetzgebungsverfahren ist mittlerweile abgeschlossen – haben wir bereits im Vorjahr eine sehr differenzierte Compliance-Leitlinie erarbeitet. Diese stellt wichtige rechtliche Verpflichtungen für die Vertragszahnärzteschaft in verständlicher Form zusammen. Damit unterstützen wir Kolleginnen und Kollegen dabei, nicht unabsichtlich gegen vertragsrechtliche Pflichten zu verstoßen und schützen sie vor Strafbarkeitsrisiken. Darüber hinaus kümmert sich die KZBV weiterhin um „Dauerbaustellen“, wie den Erhalt und die Stärkung der Freiberuflichkeit und den Abbau von Bürokratie in Praxen.
Nicht vollständig absehbar ist natürlich, wie schnell und in welcher Qualität sich die Rahmenbedingungen für die Berufsausübung von Vertragszahnärztinnen und Vertragszahnärzten einerseits und die Diagnose- und Therapieoptionen für Patienten andererseits im Laufe der Zeit weiter verändern werden. Klar ist und bleibt aber immer unser Kurs – der Einsatz zum Wohle beider.
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