Den Blick voraus
Vorwort
„Zukunft planen heißt, Ziele formulieren“
Dieses Zitat des österreichischen Bibliographen und Sportwissenschaftlers Josef Recla beschreibt auch treffend den Anspruch des zahnärztlichen Berufsstandes, wenn es darum geht, Mundgesundheit in Deutschland proaktiv zu gestalten. Für eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung richten wir konsequent den Blick voraus, um die Herausforderungen unserer Zeit für das Gesundheitswesen zu bewältigen. Die Vertragszahnärzteschaft realisiert ebenso patientenorientierte wie praxisnahe Lösungsansätze …
- in Form von präventionsorientierten Versorgungskonzepten, etwa bei der Bekämpfung der Volkskrankheit Parodontitis. Parodontale Erkrankungen sind bei Erwachsenen der Hauptgrund für den Verlust von Zähnen. Etwa jeder zweite jüngere Erwachsene ist an einer behandlungsbedürftigen Parodontopathie erkrankt. Zudem haben parodontale Erkrankungen erhebliche Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit. Das neue Behandlungskonzept der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung und der Bundeszahnärztekammer unter Beteiligung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie basiert auf international anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen und berücksichtigt den medizinischen Fortschritt. Es soll nach mehrjährigen Vorarbeiten die derzeitige, 40 Jahre alte Behandlungsrichtlinie ersetzen und schafft die Voraussetzungen für eine wirksame und nachhaltige Bekämpfung der Parodontitis. Damit leisten wir Zahnärzte einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Mund- und Allgemeingesundheit. „Zukunft planen heißt, Ziele formulieren“ Der Vorstand der KZBV: Dr. Karl-Georg Pochhammer, stellv. Vorsitzender Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes ZA Martin Hendges, stellv. Vorsitzender
- für die fortschreitende Digitalisierung. In dem 10 Punkte- Papier „Chancen nutzen, Datenschutz und Datensicherheit gewährleisten“ betont die KZBV einmal mehr die berechtigten Ambitionen der Selbstverwaltung für eine tragfähige Digitalisierungsstrategie. Die Positionierung macht deutlich, dass digitale Anwendungen Zahnärztinnen und Zahnärzten immer eine Fokussierung auf ihre Kernkompetenz ermöglichen müssen: Die Versorgung ihrer Patienten. Eine Chance bieten digitale Anwendungen insbesondere bei der Bewältigung von Bürokratielasten. Ausgangspunkt sind stets die Bedürfnisse der Patienten und nicht die der Technik. Technische Entwicklungen und Innovationen müssen Versorgung gezielt verbessern. Kosten und Aufwände, die der Zahnärzteschaft durch die Digitalisierung entstehen – etwa Investitionen in den Praxen bei der Einführung der Telematikinfrastruktur und Aufwände durch Beratung – müssen vollständig übernommen und adäquat honoriert werden. Die neue Technik wollen wir nutzen, wir dürfen zugleich aber nicht schutzlos sein gegen digitale Bedrohungen. Wir wollen die Technik beherrschen – nicht umgekehrt. Deshalb setzen wir bei der Digitalisierung auf die eigene Kompetenz des Berufsstandes statt auf eingekaufte Kompetenz.
- für die Sicherstellung einer deutschlandweit gleichwertigen Versorgung. Arztgruppengleiche Medizinische Versorgungszentren und entsprechende Praxisketten gefährden das jahrzehntelang gültige Versorgungsversprechen tradierter Praxisformen massiv. Inzwischen haben sich – bei ungebremster Dynamik – mehr als 600 solcher Einrichtungen dort etabliert, wo bereits Überversorgung herrscht – in Großstädten, in Ballungsräumen, in einkommensstarken ländlichen Gebieten. Zur Sicherstellung der Versorgung in strukturschwachen Räumen leisten solche MVZ keinen Beitrag. Arztgruppengleiche MVZ fungieren vielmehr als regelrechter Katalysator für Unterversorgung. Das gilt für die neuen Länder, aber auch für strukturschwache oder ländliche Regionen im Westen. Wenn die Bundesregierung das selbstgesteckte Ziel weiterverfolgt, möglichst gleichwertige Lebensbedingungen in ganz Deutschland zu schaffen, dann darf sie vor einer solchen fatalen Entwicklung wie der Kommerzialisierung und Kettenbildung arztgruppengleicher MVZ nicht die Augen verschließen. Die KZBV setzt sich deshalb auch mit Nachdruck weiter dafür ein, dass solche Konstrukte – neben anderen Beschränkungen – künftig ausschließlich fachübergreifend ausgestaltet sein dürfen. Zugleich gilt es, Spielräume für Groß- und Finanzinvestoren in diesem Bereich konsequent zu beschränken, bevor diese schädliche Veränderungen in Versorgungsstrukturen bewirken, die unumkehrbar sind.
Der gemeinsame Auftrag der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung und der 17 Kassenzahnärztlichen Vereinigungen lautet unter anderem auch, Chancen für Versorgungsverbesserungen konsequent zu nutzen – im Interesse von Patienten und Praxen gleichermaßen. Nur so lässt sich die Spitzenstellung der vertragszahnärztlichen Versorgung und unseres Gesundheitswesens insgesamt auch in Zukunft sichern. Vertragszahnärztinnen und Vertragszahnärzte stehen dabei seit mehr als 60 Jahren für Kontinuität und Weitblick. Das ist unser Selbstverständnis, das ist unser Weg. Dafür reichen wir auch weiterhin allen konstruktiven Kräften des Berufsstandes, der Selbstverwaltung und der Politik die Hand. Wir handeln dabei in der Kontinuität des Bewährten, mit dem Blick voraus für Neues. Und wir sind stolz, sagen zu können: Dafür arbeiten wir mit aller Kraft!