Erfahrungsbericht zum E-Rezept von Dr. Florestin Lüttge
Zahnarztpraxen sind beim E-Rezept überdurchschnittlich aktiv. Im Rahmen der verlängerten Testphase erproben Zahnärztinnen und Zahnärzte die digitalen Verordnungen im Alltag. Eine davon ist Dr. Florestin Lüttge, die mit ihrem Mann in Leipzig eine Praxis führt. Im Gespräch mit der KZBV berichtet sie von ihren ersten Erfahrungen mit dem E-Rezept.
Nachdem die Praxis über die zahnärztliche Fachpresse auf das E-Rezept aufmerksam geworden ist, gab ein Impuls der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen den Ausschlag: „Wir wurden gebeten, das E-Rezept zu testen. Und nachdem wir eine gute und kurze Einführung durch unseren Softwareanbieter Dampsoft erhalten haben, ging es los“, lobt Dr. Lüttge den Support. Auch die Apothekensuche vor Ort habe in Leipzig gut funktioniert. „Die Apotheke, die unsere Patienten vorrangig frequentieren, ist (noch) nicht so weit, aber eine andere Apotheke in der Nähe kann die E-Rezepte unserer Patienten beliefern.“
Das E-Rezept kann schnell erstellt werden, aber der Tokenausdruck stört
Umgewöhnen musste sich die Praxis bei der Ausstellung des E-Rezepts nicht. „In unserer Praxissoftware hat sich optisch kaum etwas geändert. Wir haben uns deshalb schnell auf den neuen Prozess einstellen können“, erklärt Dr. Lüttge. „Leider nutzt kaum einer unserer Patienten die E-Rezept-App der gematik, deshalb händigen wir die Verordnung vor allem als Ausdruck aus.“ Das sei ein unschöner Medienbruch, auch wenn das Drucken auf normalem Druckerpapier schneller gehe als der Formulardruck mit dem Muster 16. Die Praxis hofft auf weitere Alternativen zum Ausdruck, wie zum Beispiel dem Einlösen des E-Rezepts durch Vorlage der elektronischen Gesundheitskarte in der Apotheke. Dieses Feature wird zurzeit durch die gematik und ihre Gesellschafter, darunter die KZBV, spezifiziert.
Das Einrichten der Komfortsignatur ist sinnvoll, aber aufwändig
Damit nicht jedes E-Rezept einzeln an einem Kartenterminal signiert werden muss, hat sich die Praxis für die Einrichtung der Komfortsignatur entschieden. Nach Freischaltung des elektronischen Zahnarztausweises durch eine einmalige Eingabe der PIN, zum Beispiel, direkt zum Arbeitsbeginn, können bis zu 250 Dokumente innerhalb von bis zu 24 Stunden ohne weitere PIN-Eingaben an Kartenterminals signiert werden. Bislang sind aber noch nicht alle Behandlungszimmer vorbereitet, um wie bisher mit Muster 16 direkt beim Patienten drucken und unterschreiben zu können. „Wir scheuen uns noch vor den zusätzlichen und nicht erstattungsfähigen Einrichtungskosten und würden uns diesem Punkt einen besseren Support durch die Industrie wünschen“, erklärt Dr. Lüttge. „Das E-Rezept muss also noch an einer geeigneten Station signiert werden, bevor ein Ausdruck erfolgen kann. Das kostet unnötig viel Arztzeit.“
Ein anderer Kritikpunkt beim E-Rezept betrifft die Informationspolitik der Krankenkassen: „Die Patienten wissen zu wenig über das E-Rezept. Es sollte Aufgabe der Krankenkassen sein, ihre Mitglieder über die Möglichkeiten zu informieren.“ Ganz wichtig dabei sei auch die Bewerbung der E-Rezept-App der gematik bzw. weiterer Alternativen zum Tokenausdruck. Denn der Ausdruck raube dem E-Rezept den zentralen Vorteil: „Erst wenn sich die App der gematik flächendeckend durchgesetzt hat oder andere Wege zum Einlösen des E-Rezepts etabliert worden sind, profitieren die ausstellenden Praxen wirklich vom E-Rezept“, so Dr. Lüttgen. Es freut die Zahnarztpraxis deshalb, dass zurzeit entsprechende Initiativen laufen und auf Ebene der Gesellschafter der gematik vorangetrieben werden. Damit soll erreicht werden, was Dr. Lüttgen einfordert: Patienten sollen ihre E-Rezepte künftig leichter vollständig digital einlösen können, wenn sie dies wünschen.
Dieser Erfahrungsbericht wurde im August 2022 geschrieben.