Balance
Vorwort
Fahrrad fahren ist eigentlich ganz einfach, wenn man erst einmal gelernt hat, die Balance zu halten. Aber bis man das geschafft hat, ist es ein wenig vergnügliches, recht anstrengendes Unterfangen, bei dem man kaum vom Fleck kommt und sich mitunter auch noch Stürze und Blessuren einhandelt.
Im Gesundheitswesen das Gleichgewicht zu halten, scheint allerdings eine noch weitaus schwierigere Aufgabe zu sein, selbst für Akteure, die jahrelange Praxis darin haben, in der Tretmühle der gesetzlichen Krankenversicherung unterwegs zu sein und dabei im Sattel zu bleiben. Schwierig schon deshalb, weil das System sich naturgemäß sehr langsam bewegt und daher zum Schlingern neigt. Schwierig aber vor allem, weil im Gesundheitswesen immer wieder die Gewichte zwischen unterschiedlichen Polen austariert werden müssen.
In der zahnmedizinischen Versorgung geht es dabei vor allem um das Gleichgewicht zwischen drei Gruppen: Hier der Patient, der Nutznießer einer bestmöglichen Versorgung sein soll, zugleich aber in seiner Mündigkeit gefordert ist und Eigenverantwortung für seine Gesundheit übernehmen muss.
Da der Zahnarzt, der seinem Patienten die bestmögliche Versorgung ermöglichen möchte, dabei aber auf widrige Rahmenbedingungen trifft. Und dort das Versicherungssystem, das angemessene Ressourcen und Gestaltungsräume für die Versorgung bereitstellen muss.
In jüngster Zeit droht das Gleichgewicht zwischen den Polen wieder einmal zu kippen: Krankenkassen horten Milliardenüberschüsse und anstatt sie in die Versorgung zu stecken, desavouieren sie in Ablenkungsmanövern die (zahn)ärztliche Leistung, verunsichern die Patienten, versuchen die Versorgung zu kontrollieren und in starre Bahnen zu lenken. Was bei einem solchen Vorgehen droht, entspricht ungefähr dem, was passiert, wenn ein Radfahrer mit dem Vorderrad in eine Straßenbahnschiene gerät.
Wir wollen, dass weder Patienten noch Zahnärzte in die Schienen oder gar unter die Räder einer schlechten Versorgungspolitik geraten, in der die Interessen der Versicherer ein Übergewicht haben. Es ist Zeit, Fahrt aufzunehmen, den Einfluss der Krankenkassen wieder zurückzudrängen und eine gute zahnmedizinische Versorgung weiter zu verbessern.
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