Statement von Martin Hendges
Es gilt das gesprochene Wort.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
auch die zahnärztliche Versorgung, wie wir sie alle kennen, ist in Gefahr.
Das ist die unvermeidliche Folge einer versorgungsfeindlichen Gesundheitspolitik. Dazu gehört auch eine nicht am Praxisalltag ausgerichtete Digitalisierungsstrategie und eine überbordende Bürokratie, die uns Leistungserbringer von der Patientenversorgung abhalten. Durch diese niederlassungsfeindlichen Rahmenbedingungen drohen vorzeitige Praxisschließungen. Zudem halten sie zunehmend die junge Zahnärzteschaft davon ab, sich niederzulassen. Vor allem in ländlichen und strukturschwachen Regionen kommt es bereits heute zu Versorgungsengpässen.
Die Kostendämpfungspolitik von Minister Lauterbach hinterlässt aber noch an anderer Stelle tiefe Einschnitte: Mit Blick auf die Bekämpfung der Volkskrankheit Parodontitis müssen wir aufgrund der wiedereingeführten strikten Budgetierung mittlerweile von einem unumkehrbaren Schaden für die Patientenversorgung ausgehen. Ich darf daran erinnern: Erst 2021 ist die neue, präventionsorientierte Parodontitistherapie in die Versorgung gekommen. Jedoch hat das BMG die hierfür notwendigen Mittel bei seinen Budgetvorgaben im Rahmen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes nicht einbezogen. Die Konsequenz: ein dramatischer Rückgang bei den Parodontitis-Neubehandlungsfällen!
Das heißt: Wir sind von durchschnittlich etwa 120.000 Neubehandlungen pro Monat in 2022 auf ca. 77.500 Ende 2023 eingebrochen. Das hat natürlich fatale Auswirkungen auf die Versorgung und entspricht bei Weitem nicht den Zielvorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses. Denn die Folgen einer unbehandelten Parodontitis beschränken sich gerade nicht auf blutendes Zahnfleisch, Zahnschmerzen und Zahnverlust, sondern wirken sich auch auf die Allgemeingesundheit aus: Parodontitis steht unmittelbar in Wechselwirkung zu Diabetes mellitus und nimmt Einfluss auf weitere schwere Allgemeinerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und rheumatische Erkrankungen.
Indem Minister Lauterbach der Parodontitisbehandlung die Mittel entzieht, spricht er sich klar gegen eine präventionsorientierte Patientenversorgung aus. Mit einer unbehandelten Parodontitis gehen auch immens hohe Folgekosten für das Gesundheitssystem einher: Im zahnärztlichen Bereich summieren sich diese pro Jahr auf rund 200 Mio. Euro. Hinzu kommen indirekte Krankheitskosten von knapp 35 Mrd. Euro. Eine konsequente Therapie und Prävention von Parodontitis, an der ca. 30 Mio. Menschen in Deutschland leiden, würden diese Kosten zumindest deutlich reduzieren.
Auch von Medizinischen Versorgungszentren, die von versorgungsfremden Investoren betrieben werden, gehen Gefahren für die Patientenversorgung aus. Die daher dringend notwendige Regulierung bleibt trotz mehrfacher Ankündigung des Ministers bis heute aus.
Meine Damen und Herren, unsere Vorschläge für eine weiterhin flächendeckende, wohnortnahe und hochwertige Versorgung liegen auf dem Tisch, werden aber von Minister Lauterbach konsequent ignoriert. Kooperations- und Gesprächsbereitschaft sind aber entscheidende Voraussetzungen, damit die Transformation des Gesundheitswesens im Sinne von rund 84 Mio. Menschen in Deutschland erfolgreich gelingen kann.
Bild: © ABDA/Wagenzik