Rede Martin Hendges
Es gilt das gesprochene Wort.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Praxisteams,
zunächst einmal darf ich meine große Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass heute so viele von Ihnen zum Brandenburger Tor gekommen sind, um für die Stärkung unserer ambulanten Gesundheitsversorgung einzutreten. Und es sind eben nicht nur viele Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber, die heute hier sind, sondern vor allem auch unsere lieben Mitarbeitenden! Sie sind das Herz unserer Praxen. Wir wissen, was Sie alle täglich leisten. Ihre Arbeit ist eine entscheidende Grundlage für die Funktionsfähigkeit unserer Praxen und damit für eine gute zahnärztliche Versorgung. Daher kann ich Ihnen versichern, dass wir alle in einem Boot sitzen und gemeinsam für das Ende dieser verantwortungslosen Kostendämpfungspolitik kämpfen.
Wenn Minister Lauterbach jetzt nicht tätig wird, nimmt die ambulante Versorgung einen irreversiblen Schaden zulasten unserer Praxen und damit zulasten der Patientenversorgung. Für mich bestand deshalb auch überhaupt kein Zweifel daran, heute auf die Straße vor das Brandenburger Tor zu kommen, um hier gemeinsam mit Ihnen ein Zeichen in Richtung Politik zu setzen. Frau König: Herzlichen Dank für die Organisation dieses Protesttages.
Liebe Mitstreiterinnen, liebe Mitstreiter,
in gerade einmal anderthalb Jahren ist es Minister Lauterbach gelungen, uns einen riesigen gesundheitspolitischen Scherbenhaufen zu hinterlassen.
Denn mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz ist ein Gesetz in Kraft getreten, das durch die Wiedereinführung der strikten Budgetierung
- im zahnärztlichen Bereich die Patientenversorgung gefährdet,
- viele Praxen in Existenznot bringt und
- unsere Anstrengungen, eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen, konterkariert.
Durch die vollkommen verhältnislosen finanziellen Kürzungen wurde der neuen Parodontitis-Therapie jegliche finanzielle Grundlage entzogen und damit ein von allen Seiten gefeierter „Meilenstein“ für die Mund- und Allgemeingesundheit quasi über Nacht und per Federstrich zur Disposition gestellt.
Im Zielkonflikt zwischen Versorgungsnotwendigkeiten und dem kurzfristigen Stopfen von Finanzlücken haben sich der Minister und die Ampel im vergangen Jahr ganz bewusst auf die Seite der Kostendämpfung geschlagen und sich damit die Versorgung und gegen die berechtigten Ansprüche der Versicherten gestellt!
Die Leidtragenden dieser Politiksind unsere Patientinnen und Patienten! Die Leidtragenden dieser Politik sind Sie, sind wir alle! Das „Schwarze-Peter-Spiel“ dieser Regierungskoalition muss endlich ein Ende haben. Alleine das „Deckmäntelchen“ fehlender Finanzmittel darf nicht die Grundlage für verantwortungsvolles gesundheitspolitisches Handeln sein.
Über 30 Millionen Menschen in Deutschland sind von Parodontitis betroffen. Stellt die Politik also die Mittel für die Bekämpfung dieser Volkskrankheit nicht in vollem Umfang zur Verfügung, kürzt sie Leistungen. Damit verantwortet allein die Politik die negativen Auswirkungen auf die Patientenversorgung. Und sie nimmt sogar noch billigend in Kauf, dass die Folgekosten einer nicht frühzeitig behandelten Parodontitis bei Weitem das übersteigen, was man glaubt einzusparen.
Deshalb ist der Gesetzgeber spätestens jetzt im Rahmen der Evaluation aufgefordert, die Parodontitis-Therapie unverzüglich aus der strikten Budgetierung herausnehmen. Nur so können die neue Parodontitis-Therapie und die bisherigen Präventionserfolge noch gerettet werden. Eines muss der Politik aber klar sein: Die heutige Veranstaltung wird keine Eintagsfliege sein. Wir werden nicht davon ablassen, der Öffentlichkeit die Folgen dieser vollkommen verfehlten Gesundheitspolitik aufzuzeigen. Denn es geht um nichts anderes als den Erhalt unseres Gesundheitssystems, das durch unsere freiberuflich geführten Praxen bis dato auf höchstem Niveau sichergestellt worden ist.
Und ich darf abschließend noch einmal an die Worte einer ehemaligen Bundesgesundheitsministerin erinnern, die sagte: „Es muss Schluss sein mit der Ideologie der Freiberuflichkeit“!
Ich sage hier und heute: „Es muss Schluss sein mit der Ideologie einer Gesundheitspolitik, die die wahren Leistungsträger der ambulanten Versorgung, nämlich wir alle hier, nicht wertschätzt, Sie mit Bürokratie überhäuft, mit dysfunktionalen digitalen Anwendungen konfrontiert und dann durch begrenzte Finanzmittel auch noch der wirtschaftlichen Grundlage beraubt.
Lassen Sie uns hierfür gemeinsam mit klarer Kante „Zähne zeigen“!
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Bild: © VMF/Tanja Marotzke