Grußwort Martin Hendges
Es gilt das gesprochene Wort.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
sehr geehrte Frau Dr. Kappert-Gonther, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des Deutschen Bundestages,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr verehrte Gäste,
ich darf Sie alle ganz herzlich auch im Namen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung begrüßen.
Liebe Frau Kappert-Gonther,
herzlichen Dank auch für Ihr Grußwort und die guten Wünsche. Auch von meiner Seite aus wünsche ich Ihnen allen persönlich alles Gute, Schaffenskraft und viel Gesundheit für das neue Jahr.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, verehrte Kolleginnen und Kollegen,
was kürzlich aus Potsdam an die Öffentlichkeit gedrungen ist, hat uns als Berufsstand gemeinsam mit der Wissenschaft veranlasst, heute klar und eindeutig Position zu beziehen gegen Rechtsextremismus, gegen jede Form von Extremismus, gegen Antisemitismus und gegen Fremdenfeindlichkeit.
Wir stehen fest zu Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz. Diese Werte müssen wir bedingungslos und alle gemeinsam verteidigen. Aber neben dieser großen gesamtgesellschaftlichen Herausforderung gilt es die Probleme im Gesundheitswesen zu lösen. Nun bietet ja gerade ein Neujahrsempfang die Möglichkeit, unseren Blickwinkel auf das auszurichten, was vor uns liegt.
Insofern wäre es unser größter Wunsch für das Jahr 2024, endlich wieder positiv in die Zukunft blicken zu können. Wir hoffen auf ein Jahr, in dem wir als Berufsstand die zahnärztliche Versorgung im Sinne unserer Patientinnen und Patienten auch weiterhin präventionsorientiert ausgestalten und weiterentwickeln können. Unsere konkreten Vorschläge für den zahnärztlichen Bereich haben wir dem Minister und auch Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete, übermittelt. Es liegt bei Ihnen, unsere Vorschläge in die Tat umzusetzen.
Wir haben in den vergangenen Jahren als Berufsstand mit großem Erfolg daran gearbeitet, die zahnärztliche Versorgung in Deutschland immer weiter zu verbessern:
Die Erfolge in der Kariesbekämpfung, der Verbesserung der Prävention bei Kindern und Senioren und der Versorgung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung sind nur einige Eckpfeiler, die dazu beigetragen haben, die Mundgesundheit in Deutschland fortwährend und nachhaltig zu stärken. Und wenn es um die viel zitierte stabile Finanzierung der GKV geht, ist es doch gerade unser Leistungsbereich, der in aller Deutlichkeit in der Vergangenheit unter Beweis gestellt hat, dass sich die Investition in Prävention in jeder Hinsicht lohnt! Jetzt hätte man annehmen können, dass dies auch seitens der Politik honoriert würde.
Aber nein, ganz im Gegenteil:
Statt die strukturellen Probleme, mit denen wir in der Versorgung konfrontiert sind, gemeinsam mit uns anzupacken, konterkariert die aktuelle Gesundheitspolitik all unsere Bemühungen. Lassen Sie mich heute Abend nur einen Punkt herausgreifen: die Parodontitisversorgung. Die Ampelfraktionen haben sich nachweislich auf die Fahne geschrieben, die gesundheitliche Vorsorge und die Prävention in Deutschland zu stärken. Das ist für unseren Berufsstand bereits seit Jahren gelebter Alltag. Unser jüngster versorgungspolitischer Meilenstein ist – wie Sie wissen – die neue, präventionsorientierte Behandlungsstrecke zur Bekämpfung der Volkskrankheit Parodontitis.
Den über die Mundgesundheit hinausgehenden Zusammenhang mit schweren Allgemeinerkrankungen haben wir mehr als deutlich dargestellt. Die Studienlage ist hier eindeutig. Insofern fehlt mir jegliches Verständnis dafür, wenn man durch ein Gesetz Mittel für die so wirksame neue Parodontitisbehandlungsstrecke rigoros kürzt, damit einen drastischen Einbruch von rund einem Drittel bei den Neubehandlungsfällen verursacht und dann auch noch die damit verbundenen Folgekosten im Gesundheitswesen billigend in Kauf nimmt. Das ist nicht nur kurzsichtige „Sparpolitik“! Das ist unverantwortlich im Sinne der Patientenversorgung. Das ist auch unverantwortlich unter Kostengesichtspunkten, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Und lassen Sie es mich ganz klar und deutlich sagen: Wer glaubt, mit solchen Maßnahmen das deutsche Gesundheitssystem reformieren zu können, verkennt die dramatischen Folgen für die Praxen und damit für die Patientenversorgung:
- vermehrte vorzeitige Praxisaufgaben aufgrund ständig wachsender bürokratischer Lasten, Sanktionen und Folgen der Budgetierung
- fehlende Anreize zur Niederlassung
- zunehmender Fachkräftemangel
- Bürokratieaufbau- statt Bürokratieabbau
Und all dies gefährdet eine wohnortnahe und flächendeckende Versorgung. Durch die dramatischen Einbrüche bei der Parodontitisversorgung erleben wir bereits drastische Leistungskürzungen. Es droht letztendlich, das Scheitern der neuen Parodontitisbehandlungsstrecke.
Und auch die Weichenstellung weg von einer starken Selbstverwaltung hin in Richtung Staatsmedizin, die bei den meisten Vorhaben aus dem BMG erkennbar wird, führt ganz klar auf das Abstellgleis.
Fazit: Dialogbereitschaft unserseits ja! Dafür hat der Minister anlässlich des Neujahrsempfangs der Ärzte ja so eindringlich geworben. Allerdings ist ein Dialog, der nicht zu Lösungen der Probleme führt, sondern nur aus Versprechungen besteht, nicht zielführend.
Wir haben längst geliefert. Wir bringen uns mit unserer Expertise ein. Wir sind nah an der Versorgung und wissen, wo die Probleme liegen. Wir haben gemeinsam mit der Wissenschaft Lösungen entwickelt. Jetzt ist der Gesundheitsminister, jetzt sind die Ampelfraktionen gefordert! Jetzt muss allem voran bei der Parodontitisversorgung, aber auch in Sachen Budgetierung, Entbürokratisierung und Regulierung von iMVZ endlich gehandelt werden. Verständnis für die Problematik alleine und bloße Ankündigungen seitens der Politik lösen die Probleme nicht. Wer Leistungen verspricht, der muss auch die Mittel dafür zur Verfügung stellen.
Wer eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgungsstruktur erhalten will, der muss auch die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Wer die Vorteile der Digitalisierung im Sinne der Versorgung nutzen will, kann nicht an denen vorbeiregieren, die Digitalisierung in der Praxis leben sollen. Und wer auf die Erfolge in der zahnärztlichen Versorgung in den letzten Jahren zurückblickt, sollte erkennen, dass diese zum einen dem unermüdlichen Einsatz der niedergelassenen Kollegenschaft zu verdanken sind und zum anderen auf der enormen Leistungsfähigkeit unserer gemeinsamen Selbstverwaltung fußen. Es ist also höchste Zeit, seitens der Politik zu handeln und die Weichen wieder in die richtige Richtung zu stellen. Das ist unsere klare Erwartungshaltung für 2024.
Ich wünsche ich Ihnen einen schönen Abend und vor allem gute und zielführende Gespräche.
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